Befreite Felder

Während 80 Prozent der Bundesbürger gegen Gentechnisch veränderte Lebensmittel sind, wird die entsprechende Saat hierzulande seit Sommer 2005 munter ausgebracht.

Gentechnik im Gourmet-Menu?

Die Mehrzahl der Deutschen ist nicht einverstanden mit der gentechnischen Veränderung ihrer Lebensmittel. Gründe dafür bestehen wahrlich genug. Nicht nur die Gesundheit von Mensch und Tier, auch die momentan noch bestehende Pflanzenvielfalt in der Landwirtschaft ist von Gentechnik unmittelbar gefährdet. Gentechnik breitet sich nicht nur durch geplante Pflanzung aus, sondern auch durch Kontaminierung von Nachbarfeldern – bis schließlich das einheimische Saatgut vollends von allen Böden verdrängt ist. Und es ist kein zynischer Scherz, dass Landwirte, deren Mais kontaminiert wurde, vom Hersteller der Genpflanzen auf Lizenzgebühren verklagt wurden. Doch es steht nicht nur die Zukunft von freien Landwirten und Imkern auf dem Spiel. Köche fürchten den Niedergang der Natürlichkeit und geschmacklichen Vielfalt auf ihren Tellern. Denn einmal ausgebracht, beeinflußt und verdrängt die Gentechnik natürliche Pflanzen und deren geschmackliche Vielfalt und Güte. Wichtigstes Argument ist allerdings das Gesundheitsrisiko, da die Langzeitfolgen beim “Genuß” gentechnisch veränderter Speisen keinesfalls geklärt sind.

Jahrelange mühevolle Mahnungen zu Gefahren der Gentechnik für Menschen, Tiere und die gesamte Natur sowie die breite Ablehnung seitens der Bevölkerung scheinen bei den Volksvertretern ganz ungehört verhallt zu sein, als sie den Anbau von gentechnisch manipulierten Pflanzen in Deutschland erlaubten. Im einem verantwortungslos anmutenden Vertrauen auf Tests der Hersteller, welche in Eigenregie per Fütterung am Versuchstier ihre Produkte “getestet” haben, wurde seitens der Politik ein riskanter Großversuch an Menschen abgenickt. Selbst bei wohlwollendster Haltung muss man sich fragen, warum das, was Menschen seit Generationen verspeist haben – und dessen Verträglichkeit sich somit langfristig erwiesen hat – mit etwas ersetzt werden soll, was Tiere im Labor vorgesetzt bekamen.

Das bestehende Patentrecht begünstigt die Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut zusätzlich und benachteiligt konventionelle Pflanzenzüchter. Der milliardenschwere US-Konzern Monsanto ist mit 90 Prozent Marktanteil Hauptnutznießer einer gentechnikfreundlichen Gesetzgebung. Das Unternehmen beliefert derzeit insbesondere ostdeutsche Landwirte mit dem Genmais “MON 810“. DuPont, Syngenta, Bayer und BASF sind weitere Konzerne, die sich Patente für genetisch verändertes Saatgut gesichert haben. BASF liess sich die Gen-Kartoffel “Amflora” genehmigen. Deutsche Hersteller von gentechnisch verändertem Saatgut sind z.B. die KWS Saat AG sowie die Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG.

Wo ist Gentechnik in Deutschland?

Über den aktuellen Stand der Verbreitung von Gentechnik-Feldern in den Bundesländern kann man sich per Mausklick informieren. Während man bei Greenpeace bereits mit Gentechnik kontaminierte Regionen auf einer Karte betrachten kann, listet eine private Initiative
gentechnikfreie Zonen in Deutschland auf.

Felder befreit

Was die Politik nicht leistet, muss wieder einmal von privater Seite angegangen werden. Unter dem Motto Gendreck weg haben Landwirte und Imker in Süddeutschland selbst in die Hand genommen, was von der Politik bisher nicht geleistet wurde: Aktiver Widerstand gegen die Einbringung von Gentechnisch veränderten Saaten in die heimische Landwirtschaft. Die Aktivisten befreiten bereits einige Felder von gentechnisch veränderten Pflanzen oder tauschten sogar Gen-Pflanzen gegen natürliche Sorten aus. Am 29. Juni wurde ein Hektar Genmais von den fleißigen Aktiven der Freiwilligen Feldbefreiung unschädlich gemacht.

Gen-Abwehr weitet sich aus

Der Widerstand gegen Gentechnik weitet sich aus. Mit dem markigen Spruch “Wo Bantam steht, wächst keine Gentechnik”, verbreitete sich die Aktion Bantam Mais in Deutschland äußerst erfolgreich. Die Abwehr aufgezwungener Gensaaten erfolgt weltweit. Bereits im Juli 2006 hat ein Zusammenschluß kirchlicher Hilfswerke (“ACT”, darunter u.a. Brot für die Welt, Misereor) erklärt, dass sie im Rahmen ihrer Hungerhilfe keine gentechnisch veränderten Nahrungsmittel verteilen werden. Gentechnik ist nicht unaufhaltsam und kann insbesondere vom Verbraucher gestoppt werden, indem nur absolut gentechnikfreie Produkte eingekauft werden.

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