Der Magier

Magus, Magos, Gaukler, Hütchenspieler, engl. Juggler, franz. le Bateleur

Symbolik

Nummerierung(en): 1
Planet Merkur
Buchstabe: R
Rune: Rit, reid. Ritus (Ur-Gesetz), Ritter. [vgl. Merkur = Element Luft = Ritter bei den Hofkarten]
Griechischer Buchstabe Ρρ Rho (200)
Phönizisch:
Hebr. Resh = Gesicht. [rosh = Haupt, Kopf, ruach = Geist/Atem]

Kopf - Haupt-, Befreiung des Geistes.
Kopf des Menschen als Sitz des Geistes, Gehirn
Erhobene Hand - symbolisiert das Analogiegesetz: "wie oben so unten", außerdem Hand-lungsfähigkeit.
Caduceus, Stab, Szepter - magnetische Kraft, Konzentration der Gedankenkraft in einem Punkt. (vertikale Ausrichtung)
Tisch (die Ebene, horizontale Welt, welche er beherrscht)
Symbole der 4 Elemente (Feuer und Wasser, Luft und Erde).
Liegende 8 als Hut o.a. Kopfbedeckung - Lemniskate, Unendlichkeit, Mittelpunkt.
Zahl 1 - Einheit, Schöpfergeist.
Würfel, Schachbrett = magische Quadrate des Merkur
Magier, Magus. Magister = Meister. Magier griech. macaira das Schwert Gottes. Machaira - Machete, "Macho", Mensch mit (Entscheidungs-)kraft. Vgl. Silbe MAG mit ver-mög-en, was jemand ver-mag = kann, Kunst, Können. Artisan, Künstler, Handwerker (Hand-Symbolik).
Bibl. Hartom, der Magier, koptisch Erchom der "Schreiber".

Geistige Gesetze

Der Magier ist Repräsentant der geistigen Gesetze. Dazu gehören das Gesetz der Anziehung, das Gesetz der Entsprechung, das Gesetz der Schwingung, usw. (siehe Tabula Smaragdina des Hermes Trismegistos). Wie der Narr lebt auch der Magier ganz im Präsens und ist dabei beweglich. Allerdings überlässt der Magier im Unterschied zum unbewussten Narren in seinen Handlungen und bei der Gestaltung seiner Welt sich nicht chaotischen Impulsen, er nutzt bewusst die kosmische Ordnung der geistigen Gesetze, um so seine eigene Welt zu gestalten. Dabei nimmt er die Welt mit dem Verstand wahr, tauscht sich aus und erfährt sich durch den beflügelten Geist. Das Wissen um die geistigen Gesetze, die Kraft der geistigen Durchdringung, Entscheidungskraft und Klarheit erzeugen gemeinsam jene Macht, welche als "magisch" bezeichnet wird, die aber eigentlich nur eine Anwendung von Naturgesetzen darstellt. Nur aus Sicht des unbewusst wirkenden "Narren" muss jemand, der mit Verstand die geistigen Gesetze anwendet, wie ein Zauberer wirken, der unerklärliches tut.

"Atem ist Leben, der einfachste und grundlegendste Ausdruck unseres Lebens. Im Judentum steht Ruha, Atem, für den Geist Gottes, der die Schöpfung inspiriert, und auch im Christentum besteht eine tiefe Verbindung zwischen dem Heiligen Geist, ohne den nichts leben könnte, und dem Atem. In den Lehren des Buddha gilt der Atem, oder Prana auf Sanskrit, als das "Fahrzeug des Geistes", weil Prana unserem Geist Beweglichkeit verleiht. Wenn Sie also den Geist beruhigen, indem Sie geschickt mit dem Atem arbeiten, schulen und zähmen Sie ihn gleichzeitig ganz automatisch."

> (aus: Sogyal Rinpoche - Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben3 - S.92)

Tabula Smaragdina des Hermes Trismegistos

1. Wahr ist es ohne Lügen, gewiss und aufs allerwahrhaftigste.
[Was im Folgenden gesagt wird, lässt sich sowohl durch Überprüfung, als auch durch Kontemplation und schließlich Erfahrung verifizieren]
2. Dasjenige, welches unten ist, ist gleich demjenigen, welches oben ist. Und dasjenige, welches oben ist, ist gleich demjenigen, welches unten ist, um zu vollbringen die Wunderwerke eines einzigen Dinges.
[Das Analogiegesetz "wie oben so unten", beim Magier symbolisiert durch die vertikale Ausrichtung der Arme (einer weist nach oben, der andere herunter), besagt, dass alle Erscheinungen eine Entsprechung auf verschiedenen Ebenen haben und dass diese Entsprechungen aus einer gemeinsamen Quelle, einem gemeinsamen Ur-Archetyp gespeist werden. Wenn man Symbole oder Metaphern verwendet wie z.B. Herz für die Liebe, dazu die Rose als Blume, rot als Farbe, dann benennt man damit mehrere Dinge, die für sich genommen in verschiedenen Wissensgebieten behandelt werden, die aber alle zur einer gemeinsamen Analogiekette, zu einem Ur-Prinzip, gehören. Diese Analogien erkennen und einteilen zu können gehört zum Einmaleins des Magiers. → Vertikales = senkrechtes oder analoges Denken]
3. Und gleich wie von dem einigen Gott erschaffen sind alle Dinge, in der Ausdenkung eines einigen Dinges, also sind von diesem einigen Dinge geboren alle Dinge in der Nachahmung.
[Den Erscheinungen der Welt liegen Archetypen zugrunde, welche sich wiederum auf ihre gemeinsame Quelle zurückführen lassen].
4. Dieses Dinges Vater ist die Sonne, dieses Dinges Mutter ist der Mond.
[Jede Schöpfung beruht auf männlichem und weiblichem Prinzip. Der "Vater" ist das zeugende Feuer-Element, die "Mutter" ist das aufnehmende und austragende Wasser-Element].
5. Der Wind hat es in seinem Bauche getragen. (Das Luft-Element, welches der Schöpfung seine Form gibt).
6. Dieses Dinges Säugamme ist die Erde.
[4-6 beschreiben das Wirken der Elemente, die Zeugung, Aufnahme, Formung und Manifestation durch Feuer, Wasser, Luft und schließlich Erde.]
7. Allhier bei diesem einigen Dinge ist der Vater aller Vollkommenheit der ganzen Welt.
[Das Ganze ist immer vorhanden, ganz gleich in wie viele Teile aufgeteilt wir es gerade wahrnehmen.)
8. Desselben Dinges Kraft ist ganz beisammen, wenn es in Erde verkehret worden.
[vgl. potenzielle Energie]
9. Die Erde musst du scheiden vom Feuer, das Subtile vom Dicken, lieblicherweise, mit einem großen Verstand.
[Die Elemente haben von Erde über Wasser und Luft bis zum Feuer eine abnehmende Dichte, sie werden subtiler. Sie unterscheiden sich außerdem durch ihre Polarität: Feuer und Luft sind aktiv ("männlich"), Wasser und Erde passiv ("weiblich"). Um ihre verschiedenen Eigenschaften zu begreifen, muss man den Verstand "groß" (d.h. den Kopf frei) machen, mit entspannter Konzentration Raum für Schöpfung in sich selbst schaffen.]
10. Es steiget von der Erden gen Himmel, und wiederum herunter zur Erden, umd empfänget die Kraft der Oberen- und der Unteren- Dinge.
[Wie Wasser sich zu Dampf verflüchtigen kann, zur Wolke wird und schließlich wieder herabregnet, wie im Blut- oder Atemkreislauf steigen und fallen auch Ätherströme, steigen und fallen die Energien in einem Kreislauf. Ebenso steigen und fallen auch Ideen, Gefühle und Gedanken].
11. Also wirst du haben die Herrlichkeit der ganzen Welt. Derohalben wird von dir weichen aller Unverstand. Dieses einige Ding ist von aller Stärke die stärkeste Stärke, weil es alle Subtilitäten überwinden und alle Festigkeit durchdringen wird.
[Mit Stille und müheloser Konzentration, in der Übersicht und Klarheit herrschen, stellt sich von selbst Weisheit ein. Unverstand bezieht sich auf die Unruhe zerstreuter und abgelenkter Gedanken oder auch auf den verkopften Menschen, dessen überwiegend intellektuelles Geplapper im Kopf keine Weisheit und Inspiration zulässt. Man kann Techniken nutzen, den Geist und die Gedanken zu beruhigen, zum Beispiel Yoga oder Meditation, damit er leer wird und damit konzentrationsfähig. Nur in einer schweigenden Leere ist der Geist fähig, Offenbarungen zu empfangen. Der vollkommen auf einen Punkt konzentrierte und vertiefte Geist ist stark und dazu fähig, alles zu verstehen und zu durchdringen und damit wunderbare Dinge zu erschaffen].
12. Auf diese Weise ist die Welt erschaffen.
["Der konzentrierte Ruach = Geist Gottes erschuf diese Welt aus dem Nichts" *s.u.].
13. Daher werden wunderliche Nachahmungen sein, die Art und Weise derselben ist hierin beschrieben.
[Nachahmungen im Sinne der Analogie - wie oben so unten - Ein Magier braucht nur die Gesetzmäßigkeiten, die Prinzipien, die hinter den Erscheinungen stehen, erkennen, dann kann er sie übertragen, quasi kopieren.]
14. Und also bin ich genannt Hermes Trismegistos, der ich besitze die drei Teile der Weisheit der ganzen Welt.
["Die Hermetik fasst Magie, Gnosis und Mystik zusammen" *s.u.].
15. Was ich gesagt habe von dem Werk der Sonnen, daran fehlet nichts, es ist ganz vollkommen.
[→ die 7 hermetischen Prinzipien des Kybalion und Tabula Smaragdina zusammengefasst, unkommentiert]

*"Die Lehre von der "creatio ex nihilo - der Erschaffung aus dem Nichts" ist die Apotheose der Magie. Ihre wesentliche Aussage ist in der Tat, dass die Welt ein magischer Akt ist.
Die pantheistischen, emanationistischen und demiurgischen Lehren dagegen entziehen der Schöpfung ihren magischen Sinn. Der Pantheismus verneint die unabhängige Existenz der Geschöpfe; diese leben nur als Bruchstücke des göttlichen Lebens, und die Welt ist nur der Leib Gottes. Die Emanationslehre schreibt den Geschöpfen der Welt nur eine vorübergehende, mithin vergängliche Existenz zu. Der Demiurgismus erklärt: "ex nihilo nihil - aus dem Nichts entsteht nichts", und lehrt, dass es eine gleich ewige Substanz wie Gott geben muss, die Gott als Material für sein zu gestaltendes Werk benutzt. Gott ist also nicht der Schöpfer oder magische Urheber der Welt, sondern nur ihr Gestalter. Er formt, gruppiert um und vereinigt erneut die materiellen Elemente, die ihm gegeben sind. (...)
Die klassische Kabbala liefert uns ein wundervolles Beispiel für den möglichen Frieden zwischen diesen scheinbar gegensätzlichen Lehren. In ihrer Lehre der zehn Sephiroth lehrt sie uns zuerst das Mysterium von der ewigen Mystik - En-Soph, dem Unbegrenzten. Dann legt sie die gnostische Lehre dar von den ewigen Emanationen im Schoße der Gottheit, die, in ordine cognoscendi, dem Schöpfungsakt vorausgehen. Sie sind die Ideen von Gott in Gott, die der Schöpfung vorausgehen, da diese ein bewusster, kein impulsiver oder instinktiver Akt ist. Dann spricht sie von der reinen Schöpfung oder von der Schöpfung "ex nihilo" - dem Akt der magischen Projektion der Ideen aus der Ebene der Schöpfung oder der Sephiroth. Diesem magisch-schöpferischen Akt folgt - ebenfalls in ordine cognoscendi - die Tätigkeit des Gestaltens, an der die Wesen der geistigen Hierarchien- einschließlich der Menschen - teilhaben."

(aus: Die großen Arcana des Tarot7)

Die dunkle Seite des Magiers
Aleister Crowley (Book of Thoth) sieht im Magier auch den sogenannten Trickstergeist, Illusionist und "Meisterdieb", und diese Eigenschaften gelten so ähnlich auch in der Astrologie als des Merkurs dunkle Seite. Frühere Tarotkarten-Titel wie Gaukler oder "Hütchenspieler weisen ebenfalls auf diese Schattenseite hin. Das Tarot stellt als Antagonisten zum Magier aber die Karte Der Teufel zur Verfügung. Schwarze Magie ist eher das Ressort dieser Figur. Man erkennt sogar, auf fast allen traditionellen Karten, bei beiden die gleiche Geste des "wie oben so unten" - es sind beide - gut und böse - in die geistigen Gesetze eingeweiht. Im Teufel hat sich die magische geistige Macht (die an sich in sich selbst und ihrer Funktion weder gut noch böse ist) losgelöst vom göttlichen Willen. Erst in "böser Absicht", durch ihre missbräuchliche Verwendung, wenn sie Verstand, höheres Wissen, Einweihung benutzt, um ihre Opfer zu täuschen, zu betrügen und zu manipulieren, wird Magie zu etwas Bösem. Zudem ist nur dasjenige für einen Beobachter "magisch", das sich seinem Wissen entzieht.

Rhetorik

Zum menschlichen Geist gehört auch die Sprache, mit welcher man der Intelligenz dient. (Mißbrauch derselben, z.B. lügen: Tätigkeitsfeld des Teufels, s.o.)

Der Fluss der Rede, welcher aus einem Menschen fließt und sich der Intelligenz annimmt, ist der schönste und edelste aller Ströme

Plato, Timaeus

Manifestation, Law of Attraction, Realitätsgestaltung
Bestseller wie Law of Attraction, oder das simplere The Secret lehren die Kunst, sich die eigene Realtität nach eigenen Wünschen zu gestalten. Vadim Zeland hat mit seinem Werk Transurfing eine Theorie über die Realitätsgestaltung entwickelt, welche auch die Hintergründe zu erklären versucht. Dabei prägte er unter anderem den Begriff Überschusspotenzial, (engl. over- or surplus-potential), welches für die Behinderung einer Manifestation verantwortlich sei. Unter den möglichen Gründen, die ein Überschusspotenzial erzeugen, sind beispielsweise Gefühle von Dringlichkeit, Gier, Stolz oder Ungeduld. [Deren erstaunliche Gemeinsamkeit: man könnte sie als Untugenden zusammenfassen, deren Gegenteil die Tugenden sind?]

→ 12 Golden Rules of Reality Transurfing "4. Over Potential". Online unter http://brainversusmind.gr/?p=210

Magie - mit Gefühl

These des Albertus Magnus über den "Excessus Affectus" als "Voraussetzung für jede Art von Magie" - eine starke psychische Aufladung, engl. psychic charge, mache das klare Hervortreten der Symbole wahrscheinlicher.

Die Gefühle scheinen bei der Manifestation eine wichtige Rolle zu spielen. Und es kann sein, dass man, falls man verzweifelt ist oder sich mit ängstlichen Gefühlen herumplagt, nicht sofort von sehr negativen Gefühlen zu einem Hochgefühl wechseln kann. Dann mag es hilfreich sein, sich auf einer Art Gefühlsskala hochzuarbeiten, die von sehr dichtem schwarz/dunkel bis leichtem bunt/hell geht.

Der Magier Tarotdeutung

Kontrolle. Alle Möglichkeiten, alle Wege stehen offen. Kraftvolle Gabe. Bewusstes Gestalten. Meisterschaft.