Der Tod

Mors, Thanatos, Death, La Mort

Symbolik

Nummerierung: 13
Skorpion, Nacht-Haus des Mars = Ares.
Hebr. Buchstabe Nun (Zahlwert 50) = Fisch,
nuwm - schlummern / Schlummer, nuwn - neu austreiben/wiederholt/Dauer/Ewigkeit.
Griech. Buchstabe Nu (50)
Herbst, November, Allerheiligen.

Attribute:
Gerippe
weißes Pferd
Sense
Weißer Vogel (mit dem die Seele davonfliegt) → Schwan.

Anubis, Hades, Pluto, Thanatos, Dis. Fluss Lethe.

Abschied. Ende eines Zyklus. Schluss.
Bewusst: Loslassen, sich trennen, Abschied nehmen, einen Abschnitt hinter sich lassen.
Unbewusst: Verlust, Trauer.

Sensenmann
Allseits bekannt ist die Symbolik des Skeletts oder alten Mannes, in dunkle Kutte gekleidet, der mit Stundenglas und Sense erscheint, um sich unerbittlich jene zu holen, deren "Stunde geschlagen" hat. Diese Attribute tauchen oft auch bei dem Planeten Saturn auf, dem Hüter der Grenze von Zeit und Raum. Die verrinnende Zeit, symbolisiert durch das Stundenglas, bringt allen biologischen Organismen den Tod. Symbolisiert sieht man sowohl die Zeit als auch den Geist des Todes oft auch durch eine Schlange. Auf dem Rad des Schicksals liegt der Tod auf der Grenze zwischen Sulfur und Salz, in der Prima Materia. Die Norne Atropos, die "Unabwendbare", schneidet den Schicksalsfaden ab, und damit ist das Ende eines Zyklus in Zeit und Raum besiegelt. Worte wie Ab-Schied und Ab-Schnitt lehnen sich an diese Symbolik an.

"Jetzt schlägt's Dreizehn"
Die Karte Der Tod trägt die Zahl 13, und recht konstant durch die verschiedensten Tarotsysteme hindurch hat er sich diesen Platz bewahrt. Überträgt man die ganze Lebenszeit auf eine Uhr mit 12 Stunden, auf deren Ziffernblatt die letzte Stunde zu Mitternacht - 12 Uhr - schlägt, zeigt die 13 etwas an, das bereits außerhalb dieses Lebens-Abschnitts liegt.


Sternbild Skorpion mit Stern Antares, eine der 4 Weltecken. In einer bekannten Astralmythe ist es der Skorpion, der den Orion tötet - denn dieses Sternbild geht auf, wenn Orion unter den Horizont sinkt. Orion ist der Licht bringende Hohepriester neben dem Zeichen Stier mit Aldebaran gegenüber.

Herrscher der Unterwelt, Unterägypten, Hades, usw. = Südliche Hemisphäre
Sternbild Südlicher Fisch, Tor zur Unterwelt (Stern Fomalhaut, der "unter" dem Wassermann liegt) → Wassermannn, → Tarotkarte Der Gehängte

November

Die zunehmende Dunkelheit und das oft unfreundliche Wetter im November - der Winter kündigt sich an, häufig mit Kälte, Regen und Sturm - solche äußeren Verhältnisse zwingen den Menschen zur Ein-kehr. Allerheiligen, der 1. November war bereits bei den vorchristlichen Kelten ein Feiertag, was hauptsächlich an seiner Stellung im Jahr lag: der 1. November markierte zur Keltenzeit die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche. Der Vorabend hieß Samhain - ein altes irisches Totenfest. Aus der überlieferten Besinnung auf den Tod sowie Verehrung der Vorfahren am 'All Hallows Eve' hat sich im Kalender eine konsumorientierte Veranstaltung namens "Halloween" entwickelt, welche das Thema Tod durchaus aufgreift, allerdings auf eher materialistische Art... Der 1. November trägt im Kalender den Namen Allerheiligen und ist auch heute noch Tag des Gedenkens an die Verstorbenen, Ehrentag der Ahnen. Allerseelen, Totensonntag, Volkstrauertag, Buß und Bettag folgen im Verlauf des Monats und sie nennen deutlich das Thema, welchem man sich zu dieser Zeit traditionell widmete.
Der NOV-ember, neunter Monat im altrömischen Kalender, verweist auf die Symbolik der Zahl 9.

Tod und Auferstehung

. Der Tod als "Hüter der Schwelle". Kreuz. Vertikal, horizontal.

"Die vollständige Kristallisation ist vom göttlichen Standpunkt aus der vollständige Tod, während das vollständige Leben der Zustand des "Strahlens wie die Sonne" ist, d.h. derjenige, der völligen Entkristallisation. So besagen die göttlichen Worte: "Du sollst nicht vom Baum der Erkenntnis essen, denn am Tage, wo du davon essen wirst, wirst du sterben", dass "am Tage, wo du vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen essen wirst, du dich von mir entfernst." Und das Versprechen der Schlange: "Keineswegs, ihr werdet nicht sterben", will sagen: "Ihr werdet in Entfernung von Gott leben, und ich werde es sein, die sich um die ununterbrochene Fortsetzung eures Lebens in der Horizontalen kümmert, denn ich werde das Fehlen der göttlichen Weisheit und Liebe ersetzen, indem ich an ihre Stelle den Intellekt und die seelisch-leibliche Elektrizität setze, die die Quellen eures Lebens sein werden."
Die Schlange versteht also unter "Leben", was Gott unter "Tod" versteht - und umgekehrt.
Nun vertrat sowohl die alte vorchristliche als auch die christliche Hermetik immer die grundlegende These aller wahren Mystik, wahren Gnosis und wahren geheiligten Magie, dass es Leben und Tod vertikal gibt und dass es Leben und Tod horizontal gibt:

und dass das Kreuz der Menschheit (...) dasjenige von zwei entgegengesetzten Leben und Toden ist. Die Auferstehung ist also nicht allein der Triumph des "Lebens" über den Tod, sondern darüber hinaus der Triumph des "Lebens" über das Leben. Sie ist der Sieg der Vertikalen über die Horizontale, der Ausstrahlung über die Kristallisation."
"Die Gewissheit der Unsterblichkeit rührt von der erfahrenen Teilhabe an demjenigen her, was innerlich unzerstörbar und unvergänglich, also unsterblich ist. Wer die Erfahrung seines Wesenskerns gemacht hat, d.h., wer einmal wahrhaft er selbst gewesen ist, durchströmt vom Göttlichen Hauch, gebadet in das göttliche Licht und glühend von göttlicher Wärme, der weiß was Unsterblichkeit ist und dass er unsterblich ist."

(aus: die großen Arcana des Tarot7, Bd.2 S. 394f)

Die astrologische Skorpion-Symbolik, welche sowohl von Sexualität als auch vom Tod handelt, weist einen interessanten Zusammenhang damit auf, dass die Franzosen den Orgasmus als petit mort, den "kleinen Tod" bezeichneten. Auf dem Kreuz der fixen Zeichen die horizontale Achse Α - Ω = Stier - Skorpion.

Mors Minor / Vita Major


[Handschrift 'Bav.Pal.Lat.176' der Bibliothek des Vatikan]

"Wie aber auf der Erdkugel überall oben ist, so ist auch die Form alles Lebens Gegenwart, und den Tod fürchten, weil er uns die Gegenwart entreißt, ist nicht weiser, als fürchten, man könne von der runden Erdkugel, auf welcher man glücklicherweise nun gerade oben steht, hinuntergleiten. Der Objektivation des Willens ist die Form der Gegenwart wesentlich, welche als ausdehnungsloser Punkt die nach beiden Seiten unendliche Zeit schneidet und unverrückbar fest steht, gleich einem Immerwährenden Mittag, ohne kühlenden Abend; wie die wirkliche Sonne ohne Unterlaß brennt, während sie nur scheinbar in den Schooß der Nacht sinkt: daher, wenn ein Mensch den Tod als seine Vernichtung fürchtet, es nicht anders ist, als wenn man dächte, die Sonne könne am Abend klagen: "Wehe mir! Ich gehe unter in ewige Nacht." Hingegen auch umgekehrt: wen die Lasten des Lebens drücken, wer zwar wohl das Leben möchte und es bejaht, aber die Quaalen desselben verabscheut, und besonders das harte Loos, das gerade ihm zugefallen ist, nicht länger tragen mag: ein solcher hat nicht vom Tode Befreiung zu hoffen und kann sich nicht durch Selbstmord retten; nur mit falschem Scheine lockt ihn der finstere Orkus als Hafen der Ruhe. Die Erde wälzt sich vom Tage in die Nacht; das Individuum stirbt; aber die Sonne selbst brennt ohne Unterlaß ewigen Mittag. Dem Willen zum Leben ist das Leben gewiß, die Form des Lebens ist Gegenwart ohne Ende;"...

Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellung, S. 575

Römer 8.38: "gewiss, dass weder Tod noch Leben"...

Die Erfahrung des menschlichen Wesenskerns, des transzendenten Ich verleiht die Erfahrung der Unsterblichkeit. Der Weg dorthin erfolgt über die drei mystischen Erfahrungen der Läuterung, Erleuchtung und Vereinigung, im christlichen Glauben ausgedrückt durch die drei höheren Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe. Dieser Weg entspricht im obigen Bild der vertikalen Achse, bei der Glaube, Hoffnung und Liebe von oben nach unten dem Menschen eingegeben werden.

Wiedergeburt und Erlösung daraus

Die Schule des griechischen Pythagoras lehrte die Unsterblichkeit der Seele und ihre Erlösung, basierend auf der Überzeugung, dass wahres Leben hier auf der Erde nicht zu finden sei, und das was Menschen Leben nennen, tatsächlich Tod ist - der Körper ist das Grab der Seele. Durch ihr Gefangensein im Körper wird die Seele verunreinigt, so lautete die Theorie, und sie muss eine unendliche Reihe von Re-Inkarnationen durchlaufen - vom Körper eines Tieres in den eines anderen, bis sie gereinigt ist von ihrer Verschmutzung. Erlösung bedeutet demnach die Freiheit der Seele vom Geburt-Sterbe-Wiedergeburts-Rad. Befreit von den "10 Ketten des Fleisches" und auch von den aufeinanderfolgenden Reinkarnationen, erreicht die Seele ihre Perfektion, wird in die Gemeinschaft der Götter aufgenommen. Einen ähnlichen Weg zum Entkommen aus dem Sterbe-Wiedergeburts-Kreislauf lehrt der tibetische Buddhismus. Im Hinduismus ist der Glaube an Wiedergeburt ebenso selbstverständlich. Moderne New-Age-Bewegungen haben das Konzept inklusive des sogenannten Karma übernommen, oft wird davon gesprochen, dass man selbst sich die Re-Inkarnation ausgesucht habe, um noch etwas zu lernen oder sogar vergangene Fehler aus früheren Leben wieder auszugleichen. Allerdings gibt es auch ganz andere Meinungen dazu, die sagen, wir inkarnieren nicht freiwillig, sondern wir sind in einer Art Matrix mit Reinkarnationsfalle gefangen, bei der das Ganze eher einem sinnlosen Recycling gleicht. Ein Argument, das diese These unterstützen soll, sei vor allem, dass einem stets die Erinnerung genommen wird und man in jedem Leben immer wieder von vorn beginnen müsse.

Es gibt kein Werden aus dem Nichts, noch wird zu Nichts das Seiende!
Die Grenze beider ist erschaut von denen, die die Wahrheit schaun.
Doch wisse, unvergänglich ist die Macht, durch die das All gewirkt!
Des Ewigen Vernichtung kann bewirken niemand, wer's auch sei.
Vergänglich sind die Leiber nur, − in ihnen weilt der ew'ge Geist,
Der unvergänglich, unbegrenzt − drum kämpfe nur, du Bhârata!
Wer denkt, es töte je der Geist oder werde getötet je,
Der denkt nicht recht! Er tötet nicht, noch wird jemals getötet er.
Niemals wird er geboren, niemals stirbt er,
Nicht ist geworden er, noch wird er werden,
Der Ungeborne, Ewige, Alte − nimmer
Wird er getötet, wenn den Leib man tötet.
Wer ihn als unvernichtbar kennt, als ewig und unwandelbar,
Wie kann ein solcher töten je, wie töten lassen, Prithâ−Sohn?
Gleichwie ein Mann die altgewordnen Kleider
Ablegt und andre, neue Kleider anlegt,
So auch ablegend seine alten Leiber
Geht ein der Geist in immer andre, neue.

(Bhagavad-Gita 2, 16-22 http://12koerbe.de/hanumans/gita-2.htm)

Seele

Ein verbreitetes Symbol für die Seele ist der Schmetterling.
Die Milchstraße spielt weltweit in den Sagen vom Auf- und Abstieg der Seelen eine herausragende Rolle, sie wurde auch als Weg der Toten bezeichnet, den die Seelen aus dem und ins Jenseits zurück nehmen. Der folgende Text des Macrobius stellt eine Parallele dazu und zu den zwei Säulen Boaz und Jakin dar:

Descensus uero ipsius, quo anima de caelo in huius uitae inferna delabitur, sic ordo digeritur. So die Ordnung der Schritte des Abstiegs, durch den die Seele kommt aus dem Himmel in die Höllenregionen dieses Lebens.
zodiacum ita lacteus circulus obliquae circumflexionis occursu ambiendo conplectitur ut eum qua duo tropica signa Capricornus et Cancer feruntur intersecet. Der Tierkreis wird von der Milchstraße umgürtet, deren großer Kreis trifft so auf ihn, dass er ihn an den tropischen Zeichen des Steinbocks und Krebs schneidet. [Macrobius setzt die 2 Schnittpunkte weit außen an, aus astronomischer Sicht liegen sie in den Nachbarzeichen: Schütze und Zwillinge, darum werden diese im Folgenden jeweils in Klammern dahinter genannt]
has solis portas physici uocauerunt, quia in utraque obuiante solstitio ulterius solis inhibetur accessio et fit ei regressus ad zonae uiam cuius terminos numquam relinquit. Die Naturphilosophen nannten sie die Tore der Sonne, weil die Sonnenwenden die Sonnenbahn beidseits kreuzen, sie verhindern den Zugang und bringen sie dazu, den Kurs wieder aufzufinden und dessen Grenzen nie zu verlassen.
per has portas animae de caelo in terras meare et de terris in caelum remeare creduntur. Mit Hilfe dieser Tore komme die Seele aus dem Himmel auf die Erde und kehre von der Erde zum Himmel nach Hause zurück, so wird geglaubt.
ideo hominum una, altera deorum uocatur: hominum Cancer quia per hunc in inferiora descensus est, Capricornus deorum quia per illum animae in propriae inmortalitatis sedem et in deorum numerum reuertuntur. Daher heißt eines [der Tore] das des Menschen, das andere der Götter: Krebs [Zwillinge] des Menschen [Portal] weil hierdurch ist Abstieg in die unteren Regionen, Steinbock [Schütze] der Götter, denn durch ihn kehren die Seelen zurück zu ihrer rechtmäßigen Unsterblichkeit, in ihrer Zahl den Göttern zurückgekehrt.
et hoc est quod Homeri diuina prudentia in antri Ithacesii descriptione significat. hinc et Pythagoras putat a lacteo circulo deorsum incipere Ditis imperium, quia animae inde lapsae uidentur iam a superis recessisse. und das ist, was Homers Beschreibung der göttlichen Weisheit in der Höhle Ithakas bedeutet. Pythagoras denkt, vom Milchstraßenkreis abwärts beginne das Reich des Dis [Hades], weil die Seelen, die von dort gefallen sind, vom Himmel zurückgezogen scheinen.
ideo primam nascentibus offerri ait lactis alimoniam, quia primus eis motus a lacteo incipit in corpora terrena labentibus. Daher erst-entsprungene gebotene, er sagt Milchnahrung, weil mit jener ersten Bewegung der Milchstraße das Abgleiten in irdische Körper beginnt.
unde et Scipioni de animis beatorum ostenso lacteo dictum est hinc profecti huc reuertuntur. Scipio bekommt von den glücklichen Seelen die Milchstraße gezeigt, von der es heißt, sie schreite fort und kehre hierhin zurück.
ergo descensurae cum adhuc in Cancro sunt, quoniam illic positae necdum lacteum reliquerunt, adhuc in numero sunt deorum. So die absteigenden [Seelen] noch im Krebs sind, da sie in ihrer Position noch nicht aus der Milchstraße heraus gingen, werden sie zu den Göttern gezählt.
cum uero ad Leonem labendo peruenerint, illic condicionis futurae auspicantur exordium. Aber wenn sie zum Löwen herabsinken, sind sie im Zustand eines zukünftigen geweihten Beginns.
et quia in Leone sunt rudimenta nascendi et quaedam humanae naturae tirocinia, Aquarius autem aduersus Leoni est et illo oriente mox occidit, ideo cum sol Aquarium tenet, Manibus parentatur, utpote in signo quod humanae uitae contrarium uel aduersum feratur. Weil in Löwe die ersten Prinzipien von der menschlichen Natur geboren sind und Wassermann Gegensatz zu Löwe, ostwärts bald umgekommen, deshalb hält die Wassermann-Sonne die Toten, nämlich in Opposition oder Gegenüber zu dem Zeichen menschlichen Lebens. [Wassermann liegt auf dem Tierkreis gegenüber dem Zeichen Löwe, W. markierte früher einmal die Wintersonnenwende (→ Tarotkarte Der Gehängte, Löwe die Sommersonnenwende → Tarotkarte Die Kraft als Nord-Süd-Achse der fixen Zeichen des Tierkreises. → Sonnenwenden.]
illinc ergo id est a confinio quo se zodiacus lacteusque contingunt, anima descendens a tereti, quae sola forma diuina est, in conum defluendo producitur sicut a puncto nascitur linea et in longum ex indiuiduo procedit: ibique a puncto suo, quod est monas, uenit in dyadem, quae est prima protractio. von jener Seite, das heißt, durch die Grenze, die der Kreis der Milchstraße macht, steigt die Seele herab aus dem Runden, welche die einzige Form des Göttlichen ist, im Kegel geht sie aus, wie vom Punkt eine Linie ausgeht, und kommt in der Länge aus dem Individuum hervor: von dem Punkt, der die Monade [1] ist, kommt die Duade [2], welche die Verlängerung der ersten ist.
et haec est essentia quam indiuiduam eandemque diuiduam Plato in Timaeo cum de mundanae animae fabrica loqueretur expressit. und das ist das Wesen des Unteilbaren des Gleichen und des Teilbaren, von dem Plato im Timaios zugleich mit den irdischen Seelen gesprochen hat.
animae enim sicut mundi ita et hominis unius modo diuisionis repperientur ignarae si diuinae naturae simplicitas cogitetur, modo capaces cum illa per mundi haec per hominis membra diffunditur. Seelen nämlich sind wie eine Welt, und des Menschen Einheit, bald geteilt werden sie Unwissenheit finden, wo die göttliche Natur Einfachheit gedacht, bald begreifen sie mit dieser Welt, die die menschlichen Glieder verflüchtigte.
anima ergo cum trahitur ad corpus, in hac prima sui productione siluestrem tumultum id est 'υλεν influentem sibi incipit experiri. Wenn die Seele vom Körper angezogen wird, in dieser ersten Ausfertigung ihrer selbst, beginnt sie das Rauschen eines wilden Tumults, das heißt, 'υλεν [ulen], überzeugenden Einfluss zu erfahren.
et hoc est quod Plato notauit in Phaedone animam in corpus trahi noua ebrietate trepidantem, uolens nouum potum materialis alluuionis intellegi quo delibuta et grauata deducitur. Und das ist das, was Plato im Phaidon bemerkt, Seelen ziehen im Körper neue Trunkenheit an und zittern, während neu/jung trinken materiell Flut/Anschwemmung verstehen wo(hin) Trank und Schwere verringern.
arcani huius indicium est et Crater Liberi patris ille sidereus in regione quae inter Cancrum est et Leonem locatus, ebrietatem illic primum descensuris animis euenire silua influente significans, unde et comes ebrietatis obliuio illic animis incipit iam latenter obrepere. heimlich ist diese Angabe und Crater [Becher] Frei(?) die Väter der Gestirne, die in der Region zwischen Krebs und Löwe liegen, dort berauschen sich die ersten absteigenden Seelen Baum bedeutender Einfluss, woher auch ihr Begleiter, die trunkene Vergessenheit, sich dort in die Seelen begonnen hat, bereits heimlich einzuschleichen.
nam si animae memoriam rerum diuinarum, quarum in caelo erant consciae, ad corpora usque deferrent, nulla inter homines foret de diuinitate dissensio sed obliuionem quidem omnes descendendo hauriunt, aliae uero magis, minus aliae. Denn wenn die Seele sich ihres göttlichen Wesens erinnert, dessen sie im Himmel mitwissend war, zu Körpern immerfort hinabtragen, wäre keine Meinungsverschiedenheit zwischen Menschen durch die Göttlichkeit, jedoch würde die Vergessenheit gewiss alle Absteigenden ausschöpfen, eins wird mehr, weniger das andere.
et ideo in terris uerum cum non omnibus liqueat, tamen opinantur omnes quia opinionis ortus est memoriae defectus. und daher ist uns auf der Erde nicht alles klar, trotzdem haben alle eine Anschauung, weil Meinung (über das) Dasein mangelhafte Erinnerung ist.
hi tamen hoc magis inueniunt qui minus obliuionis hauserunt quia facile reminiscuntur quod illic ante cognouerint. jedoch finden sie dadurch weniger Vergessenheit, weil leicht zu erinnern ist, dass es dort ist, bevor sie es erkannt haben.
hinc est quod quae apud Latinos lectio, apud Graecos uocatur repetita cognitio, quia cum uera discimus ea recognoscimus quae naturaliter noueramus prius quam materialis influxio in corpus uenientes animas ebriaret. Das ist bei den Lateinern Lehre genannt, bei den Griechen wiederholendes Wissen, wenn wir lernen, die Natur der vor dem materiellen Einfluss in den Körper kommenden trunkenen Seele zu erkennen.
haec est autem hyle, quae omne corpus mundi quod ubicumque cernimus ideis inpressa formauit. Dieses ist somit 'hyle', welcher ganzer Körper der Welt ist, der allgegenwärtig geprägte, geformte Ideen unterscheidet.
sed altissima et purissima pars eius, qua uel sustentantur diuina uel constant, nectar uocatur et creditur esse potus deorum, inferior uero atque turbidior potus animarum. Aber sein höchster und reinster Teil, wie/als oder unterstützt göttliche oder konstant, heißt Nektar und wird Göttertrank geglaubt, niedriger und getrübt ist Seelentrank.
et hoc est quod ueteres Lethaeum fluuium uocauerunt. und das ist, welches der alte Fluss Lethe genannt.
ipsum autem Liberum patrem Orphaici νουν 'υλικον suspicantur intellegi qui ab illo indiuiduo natus in singulos ipse diuiditur. selbst aber die Freiheit des Vaters Orphaicus νουν 'υλικον ['noun uliko'] argwöhnt zu verstehen, dass die Person im einzelnen selbst geteilt.
ideo in illorum sacris traditur Titanio furore in membra discerptus et frustis sepultis rursus unus et integer emersisse quia νους, quem diximus mentem uocari, ex indiuiduo praebendo se diuidendum et rursus ex diuiso ad indiuiduum reuertendo et mundi inplet officia et naturae suae arcana non deserit. daher in ihrer heiligen Überlieferung der Titanen Rausch, in Glieder unterscheiden und Stücke begraben, wieder eins und unversehrt, entpuppt sich als ein Ganzes νους [nous], das wir Absicht genannt haben, gerufen werden, aus Individuum erweist sich Teilung und abermals aus Teilung zu Individuum zurückkehren und Welt erfüllen Aufgabe und Natur ihre Geheimnisse nicht (zurückge)lassen.
hoc ergo primo pondere de zodiaco et lacteo ad subiectas usque sphaeras anima delapsa dum et per illas labitur, in singulis non solum, ut iam diximus, luminosi corporis amicitur accessu sed et singulos motus, quos in exercitio est habitura, producit: in Saturni ratiocinationem et intellegentiam, quod λογιστικον et θεορετικον uocant: in Iouis uim agendi, quod πρακτικον dicitur: in Martis animositatis ardorem, quod θυμικον nuncupatur: in solis sentiendi opinandique naturam, quod αισθετικον et φαντασικον appellant: desiderii uero motum, quod επθυμετικον uocatur, in Veneris: pronuntiandi et interpretandi quae sentiat quod 'ερμε&nu
;εθτικον dicitur in orbe Mercurii: φυτικον uero id est naturam plantandi et augendi corpora in ingressu globi lunaris exercet.
... von Tierkreis und Milchstraße zu den Kugeln darunter [Planeten] Seelen fallen eine Weile und durch/mittels sie(illas) arbeiten, in einzeln nicht nur, wie bereits gesagt, Licht-Körper bedecken Zugang sondern auch einzelne Bewegung, die in der Ausübung ist gehalten/angesehen(habitura), zu erzeugen:
Im Saturn logisches Denken und Intelligenz, welches sie λογιστικον [logistikon] und θεορετικον [theoretikon] nennen ¦
in Jupiter Kraft betreiben, welches πρακτικον [praktikon] sagte ¦
in Mars Mut/Tapferkeit Hitze, welche θυμικον [thumikon] wird genannt ¦
in Sonne fühlen, einbilden, Gesinnung, was αισθετικον [aisthetikon] und φαντασικον [phantasikon] bezeichnet ¦
Sehnsucht/Verlangen/Wunsch uero Bewegung επθυμετικον [epithumetikon] gerufen, in Venus ¦
Aussprache/aussprechen und übersetzen(interpretieren) welche fühlen das ερμενεθτικον [ermethtikon] gesagt in der Sphäre des Merkur ¦
φυτικον [phutikon] aber ist pflanzliche Natur und Wachstum der Körper, ausgeübt bei Eintritt in die Sphäre des Mondes.
et est haec sicut a diuinis ultima ita in nostris terrenisque omnibus prima: corpus enim hoc sicut faex rerum diuinarum est ita animalis est prima substantia. und ist dieses wie mit den letzten Göttlichen, so in unser aller ersten Irdischen: es im Körper nämlich so wie Hefe der Sachen Teilung ist, so ist des Geschöpfes erste Substanz.
et haec est differentia inter terrena corpora et supera, caeli dico et siderum aliorumque elementorum quod illa quidem sursum arcessita sunt ad animae sedem et inmortalitatem ex ipsa natura regionis et sublimatis imitatione meruerunt: ad haec uero terrena corpora anima ipsa deducitur et ideo mori creditur cum in caducam regionem et in sedem mortalitatis includitur. und dieses ist der Unterschied zwischen irdischem Körper und dem des Himmels, ich sage, des Himmels und der Sterne sind andersartige Elemente, weil jene in der Tat emporgerufen sind zum Seelen-Sitz und unsterblich aus sich selbst Natur der Gegenden und der hohen Nachahmung verdient: zu diesen wirklich irdischen Körpern hat die Seele sich (selbst) weggeführt, und daher vergeht Schuld mit in die vergänglichen Bereiche und wird in den Sitz der Sterblichkeit eingeschlossen.
nec te moueat quod de anima, quam esse inmortalem dicimus, mortem totiens nominamus. et enim sua morte anima non extinguitur sed ad tempus obruitur, nec temporali demersione beneficium perpetuitatis eximitur cum rursus e corpore, ubi meruerit contagione uitiorum penitus elimata purgari, ad perennis uitae lucem restituta in integrum reuertatur. auch nicht dich bewege das von der Seele,weil sie unsterblich ist, sagen wir, die wir den Tod oft benennen. Nämlich wird das Dasein vom Tod nicht ausgelöscht, aber zu der Zeit überschüttet, nicht zeitlich sinkt ewige Gnade wieder weggenommen aus dem Körper, sobald sie es verdient hat - vom fehlerhaften Einfluss tief gereinigt - ist sie zu dauerndem Lebens-Licht wiederhergestellt, in Ganzheit/Heil zurückgekehrt.
plene ut arbitror de uita et morte animae definitio liquet quam de adytis philosophiae doctrina et sapientia Ciceronis elicuit. Ich denke, dass die Definition von Leben und Tod der Seelen klar ist, wie von Innerstes/Heiligstes Lehre der Philosphie und Weisheit Ciceros (heraus)ziehen.
(Macrobius, Commentariorum in Somnium Scipionis, Sectio XII / "Kommentar zum Traum des Scipio", Abschnitt 12)

Lethe

Das personifizierte Vergessen namens Lethe ist Tochter der Eris (Streit).
Zwei Quellen, Lethe (Vergessen) und Mnemosyne (Erinnern) waren am Eingang zur Unterwelt, am Orakel Trophonius, Böotien.
Die griechischen Orphiker nannten Lethe den Fluss des Vergessens. Wer gestorben sei und davon trinke, würde alle Erinnerungen an sein vergangenes Dasein verlieren. Stattdessen sollte der Tote aber vom Fluss des Erinnerns, Mnemosyne, trinken, dann würde die Wiedergeburt seiner Seele ein Ende finden.

Apoptose, der programmierte Zelltod

Es gibt in jedem vielzelligen Organismus eine fein regulierte Balance zwischen Zellteilung und Zelltod. Den programmierten Zelltod nennt man Apoptose (gr. apoptosis, was den Fall welker Blätter von herbstlichen Bäumen beschreibt...). (...) Apoptosevorgänge finden sich in allen Organen auch beim erwachsenen Menschen. (...) Die Apoptose kann von einer Zelle selbst eingeleitet werden ("Selbstmord") oder von einer anderen Zelle aus der Umgebung induziert werden ("Brudermord"). (...)
Bemerkenswert bei der Apoptose ist, dass sich die Zelle dabei in kleine Portionen auflöst, die leicht von Makrophagen phagozytiert [von Fresszellen des Immunsystems beseitigt] werden können.
Das sichere Ende einer Zelle ist besiegelt, wenn ihr Genom abgebaut wird. So steht eine Fragmentierung des Genoms auch mit auf dem Apoptoseplan jeder Zelle.


(Aus: Biochemie des Menschen, Thieme Stuttgart, 2002, S. 268)

Der Tod Tarotdeutung

Tiefgreifende Veränderung, Umwandlung. Stirb- und Werde-Prozess. Abschied, Loslassen. Ende einer Entwicklung (und Neubeginn).