Verfall der deutschen Sprache? Von bedrohten Wörtern und Anglizismen

Seit geraumer Zeit gibt es das Lexikon der bedrohten Wörter, welches Rund 600 Begriffe die vom Aussterben bedroht sind, aufzählt und deren Geschichte erklärt. Daraus entstanden ist eine „Rote Liste“ der bedrohten Wörter.
Aber was sind eigentlich genau „bedrohte“ Wörter? In der Regel sind mit dieser Bezeichnung Wörter gemeint, die nur noch sehr selten bis gar nicht mehr im aktiven Sprachgebrauch genutzt werden und oftmals als „altmodisch“ gelten. Dies können beispielsweise Modewörter sein, die in der heutigen Zeit nicht mehr gebraucht werden wie zum Beispiel die Wörter „fesch“, „urst“, „dufte“ oder auch „knorke“. Sie sind aus einer damaligen Trend- oder Jugendsprache heraus entstanden, die heute so nicht mehr verwendet wird.
Aber auch Wörter, die einfach in Vergessenheit geraten sind, zählen zu der bedrohten Sorte, wie weil die Dinge, die sie bezeichnen, aussterben, wie „Wählscheibe“ oder „Bandsalat“. Meistens ist der Wegfall dieser Wörter durch einen gesellschaftlichen Wandel bedingt, so zum Beispiel bei der Anrede „Fräulein“ oder dem Wort „Aussteuer“. Beide Begriffe sagen etwas über die Veränderung der gesellschaftlichen Stellung der Frau aus.
Ebenso zählen alte Wörter zu der „bedrohten“ Sorte, Archaismen oder Historizismen also, die von neuen Wörtern, sogenannte Neologismen, verdrängt werden. So zum Beispiel der Begriff „Hagestolz“, was in der heutigen Zeit einen Single beschreibt oder „Gabelfrühstück“, welches heute eher unter “Brunch” zu verzeichnen wäre.
Des Weiteren gibt es Wörter, die in einem politischen oder gesellschaftlichen Kontext für eine bestimmte Zeit Bedeutung und Popularität bekamen. Beispiele hierfür ist der „Problembär“, der „Jutebeutel“ oder der „Elchtest“.

Mittlerweile wird nicht nur mehr das „Wort“ sowie das „Unwort des Jahres“ gekürt, sondern auch das „bedrohte Wort des Jahres“. Schließlich entstehen täglich neue Wörter, sogenannte Neologismen und gleichzeitig verschwinden viele Wörter aus der deutschen Sprache. Gerade diese aussterbenden Wörter sollten einiges an Aufmerksamkeit verdienen, erzählen sie doch Geschichten aus vergangenen Zeiten. „Kleinod“ ist beispielsweise im Jahre 2007 zum schönsten bedrohten Wort der deutschen Sprache gekürt worden. Der Begriff steht für etwas besonders Wertvolles, das oft erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist, erklärt der Autor des „Lexikons der bedrohten Wörter, Bodo Mrozek. Mrozek will mit seinem Lexikon sowie mit der gleichnamigen Website auf Wörter aufmerksam machen, die zunehmend in Vergessenheit geraten. Auch der Duden veröffentlicht durchschnittlich zwei neue Wörter und Begriffe, die vom Aussterben bedroht sind.

Muss man nun also besorgt um die deutsche Sprache sein? Deutlich wird, dass oftmals die Gefahr unterschätzt wird, die das vermehrte Auftreten von Anglizismen in der deutschen Sprache hat. Vielfach wird davon ausgegangen, dass diese Begriffe schon wieder von alleine aus der deutschen Sprache verschwinden würden und es überhaupt verschwindend wenige Wörter dieser Sorte gäbe. Dass es bislang jedoch über 7000 Anglizismen im deutschen Sprachgebrauch gibt und das immerhin ca. 7% unseres Sprachschatzes darstellt, wird meistens nicht klar. Diese mischen sich nicht nur einfach unter die deutschen Wörter, sondern ersetzen sie in den meisten Fällen. Manch einer prognostiziert schon jetzt das Aussterben der deutschen Sprache, da die Auffassung besteht, eine Sprache würde aussterben, sobald sie sich nicht mehr durch neue eigene Begriffe weiterentwickelt.
In vielen Internetforen wird das Thema „bedrohte Wörter und Anglizismen“ diskutiert. Deutlich wird, wie unterschiedlich doch die Auffassungen der Bevölkerung darüber sind, ob die oben dargestellte Thematik Fluch oder Segen darstellt.

Seit dem Jahr 2000 gibt es immerhin einen von der UNESCO initiierten „Tag der Muttersprache“ der immer am 21. Februar eines Jahres begangen wird. Dieser Tag soll vor allem der Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit dienen.