Kloster auf Zeit

Rockkonzerte, erneuerbare Energien, Steinlabyrinthe – was hat derlei mit einem Kloster zu tun?, mag man sich fragen, betrachtet man die vielfältigen Aktivitäten der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg. Wer sich ein Kloster als einen Ort der Monotonie mit kargen schmucklosen Fluren vorstellt, wird nicht nur in Münsterschwarzach eines Besseren belehrt: Viele Klöster fügen sich wie moderne ökologisch geführte Betriebe in ihre Umgebung ein und öffnen zudem zahlreich ihre Tore für Besucher.

Klosterurlaub
Konzentration auf das Wesentliche, Selbstbesinnung, Neuorientierung, Entspannung, altes Heilwissen – oder schlicht und einfach Ruhe – das suchen Menschen im allgemeinen, wenn sie einen Urlaub im Kloster erwägen. Der ‘Retreat im Kloster’ ist unter touristischen Angeboten im deutschen Raum inzwischen zum Renner avanciert. Zahlreiche Klöster haben unter diesem Aspekt ihre Pforten für meditationswillige Gäste geöffnet; insbesondere bei Anbietern für Studienreisen ist der Klosterurlaub bereits zur festen Kategorie geworden. Oft wird der Aufenthalt im Kloster verbunden mit Seminaren oder Kursen, von denen manche beinahe nur am Rande mit dem Klosterleben zu tun haben und andere hingegen den Gast konsequent in die religiöse Gemeinschaft integrieren.

Schule für den Dienst des Herrn
Über den zeitweiligen Aufenthalt im Kloster als ‘Pause vom Alltag’ hinaus scheinen viele junge Menschen ein dauerhaftes Klosterleben auch in der heutigen Zeit ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Um der Frage nachzugehen, ob man denn einem der Spiritualität gewidmetem Leben wirklich gewachsen sei, kann man in vielen Klöstern eine Probezeit absolvieren.
Das Programm ‘Kloster auf Zeit’ der Abtei Münsterschwarzach richtet sich beispielsweise an junge Männer, die Mönche und Kloster kennen lernen möchten oder in Kursen das Klosterleben erfahren wollen. [www.abtei-muensterschwarzach.de]
Die Abtei ist eine von vielen Benediktiner-Abteien, die zahlreich in Deutschland vertreten sind und in ihren jeweiligen Regionen oft einen nicht unbedeutenden Wirtschaftsfaktor darstellen. Die Benediktiner, ihr lateinischer Name Ordo Sancti Benedicti, abgekürzt OSB, sind ein Orden innerhalb der römisch-katholischen Kirche. Der Grundsatz des Ordens: “Ora et labora et lege” – bete, arbeite und lies. Das Gebet in der Gemeinschaft, daneben Arbeiten und Lernen prägen das Leben im Benediktinerkloster, das für die Suche nach Gott einen Rahmen schaffen soll. Der Begründer Benedikt selbst bezeichnete das Kloster als ‘Schule für den Dienst des Herrn’.
Bruder Stephan Veith, Mönch der Abtei Münsterschwarzach war so freundlich, uns einige Fragen zu beantworten:
TxToo: Können Sie in der heutigen Zeit eher ein gesteigertes oder abnehmendes Interesse junger Menschen am Klosterleben verzeichnen -insbesondere wenn es darum geht, langfristig dabei zu bleiben?

Veith: Wir können feststellen, dass bei den jungen Männern ein gesteigertes Interesse besteht, für eine kurze oder aber auch für eine längere Zeit im Kloster zu leben. Viele junge Männer nutzen die Zeit nach dem Studium oder in einer Zeit der Neuorientierung zu einem solchen Schritt.

TxToo: Was antworten Sie, wenn jemand den Schritt ins Kloster als ‘Weltflucht’ bezeichnet? (z.B. im Hinblick auf Ehe und Familie)

Veith: Wenn jemand ins Kloster eintritt, nur um seinen Problemen “daheim” zu entfliehen, so macht es wenig Sinn, bei uns zu leben. Denn meistens wird man von den Dingen eingeholt, die man “Zuhause” nicht gelöst hat. Ich persönlich halte wenig davon, diese Menschen in die klösterliche Gemeinschaft aufzunehmen.

TxToo: Sind Seminare wie z.B. ‘Kloster auf Zeit’ auch für Männer mit anderer/ohne Konfession offen?

Veith: Bei uns werden in jedem Jahr 5 Kurse “Kloster auf Zeit für Männer” angeboten – und das schon seit über 25 Jahren! Wir sind in unseren Kursen für alle Konfessionen offen – letztendlich auch für Menschen ohne Konfession!

TxToo: Welchen wichtigen Satz würden Sie unseren Lesern gern mit auf den Weg geben?

Veith: Zu dieser Frage könnte ich Ihnen das benediktinische Wort geben, die Dinge im rechten Maß zu betrachten, d.h. nie in Extreme zu verfallen, sondern den goldenen Mittelweg zu wählen. Darüberhinaus sagt die Benediktsregel, dass man nie an Gottes Barmherzigkeit verzweifeln soll, selbst in heutigen Zeiten, in denen viele Menschen verzweifelt sind.