Sumpfklinik mit Modellcharakter

Der geplante Bau eines riesigen Klinikums auf einer bislang unberührten natürlichen Fläche, einer Landschaft, die als Naherholungsgebiet und Hochwasserzone gilt, hat in den umliegenden Gemeinden für großen Widerstand gesorgt.

Landschaft
Natürliche Landschaften – Raum zum Atmen und Leben für Mensch, Tier und Pflanze

Auf einer Internetseite der Bürgerinitiative, die sich gegen den geplanten Standort der von ihr so genannten “Sumpfklinik” wehrt (sumpfklinik.de), kann man nachlesen, dass die Initiative sich gegen eine “Teilaufhebung des Landschaftsschutzgebietes” ausspricht.
“Projekt mit Modellcharakter” nennt der Betreiber sein geplantes Klinikum und hofft, dass die Menschen in der Region sich freuen auf “Synergien” und dass sie verstehen, dass der Standort nur dort im Hochwassergebiet, mitten im Grünen, sein kann, obwohl es durchaus Standortalternativen gäbe.
Überall in Deutschland und auf der ganzen Welt gibt es in jedem Jahr viele mehr oder weniger sinnvolle Bauten, nicht nur Kliniken, auch Bau- und Supermärkte, Autohöfe, Windkraftanlagen, Brücken, Kraftwerke, Werften, Hafenanlagen, Golfplätze, Umgehungsstraßen, sehr viele dieser Projekte beweisen “Modellcharakter” insofern als sie das “Bauen auf der Grünen Wiese” bevorzugen. Die Liste begradigter, zugebauter und betonierter Flussufer und Auenlandschaften wegen “zukunftsweisender” Bauprojekte ist lang geworden. Man nennt das Ganze “Zersiedelung” und tut oft so, als sei man diesem Phänomen hilflos ausgeliefert.

Um das Problem einzugrenzen, werden hierzulande an vielen Orten ehemalige Ziegeleien, Kiesgruben oder Steinbrüche renaturiert und als neue Naturschutzgebiete ausgewiesen, die “Bilanz” scheint dadurch ausgeglichen und dem Umweltschutzgedanken genüge getan, denn die Summe der Flächen, die als Naturschutzgebiete gelten, bleiben in ihrer Summe auf dem Papier und in der Statistik gleich. Im Prinzip ist Renaturierung eine feine Sache, die Crux ist nur, dass ein einmal versiegelter Boden nie wieder in seinen Urzustand zurück versetzt werden kann und diese Tatsache die Wahl, wo ein neuer Bau entstehen soll, zumindest stark beeinflussen sollte. Zahlreiche Vogelarten, Frösche oder Fledermäuse überleben es nicht, wenn sie aus ihrem Urspungsgebiet vertrieben werden. Selbst wenn nachfolgende Generationen dem Bau eines Tages die Abrissbirne bescheren, einmal mit Beton versiegelt kann die Auelandschaft später nicht mit allen Pflanzen- und Tierarten wieder auferstehen. Wer Bauvorhaben in (ehemaligen) Naturschutzgebieten genehmigt, nimmt ganz bewusst die Ausrottung gefährdeter Tierarten in Kauf.

Dass es auch anders geht, zeigen mutige und engagierte Bürger, die das Thema Umweltschutz nicht in den Händen offizieller Institutionen und deren Vertreter lassen, sondern die sich darum kümmern, dass bei der Wahl des Standorts für einen Großbau die wenigen noch erhalten gebliebenen, ursprünglichen natürlichen Lebensräume für Tiere und Pflanzen nicht mehr angetastet werden. Modellcharakter könnte man auch solchen Initiativen bescheinigen.

Auch der NDR war schon “im Sumpf” zu Gast und widmete sich der Diskussion um die geplante Großklinik im Rahmen der Reihe ‘Jetzt reicht’s', wo Bürger regelmäßig mit Protesten zu Wort kommen. Aktuelles Thema der Sendung ist übrigens eine Raststätte an der A39 am Elbe-Seitenkanal in Hohnstorf wo “auf den Äckern”, wo bisher “Getreide und Rüben angebaut” wurden, eine Tank- und Rastanlage entstehen soll.

siehe auch
Umweltschutz nur auf dem Papier

  1. “…unberührten natürlichen Fläche…”? Eigentlich handelt es sich hier um eine landwirtschaftlich genutze Fläche – auch Frösche und Fledermäuse finden sich hier nicht (jedenfalls nicht mehr als auf anderen Äckern). Ist dies hier nicht etwas zu populistisch angelegt?

    Kommentar by Olli — 22. August 2011 @ 23:05