Eremit

Senex, Geron, Old Man, Alter Mann, Die Zeit

Symbolik

Nummerierungen: 9, 11
Alter Mann
Mantel
Lampe - Erleuchtung
(Wander-)Stab
Stundenglas, Sanduhr, Ouroboros -> Saturn als Kronos, die Zeit.
Herbst. Dämmerung.



Ur-Ahne. Weisheit. Weg zur Erleuchtung. All-Ein-Sein.
Weisheit. Ein Weg durch Einsamkeit und Schweigen. Rückzug an einen stillen Ort. Weg zu innerer Einkehr. Allein und für sich selbst nach innen hören. Mit sich selbst eins sein.

Auch wenn es im Tarot üblich geworden ist, den Eremiten dem Zeichen Jungfrau, Nachthaus des Merkur zuzuordnen, ist darin astrologisch nicht viel von der Symbolik enthalten, die der Eremit im Tarot eigentlich mit sich führt. Die Einsamkeit seiner Wanderschaft, das Verrinnen der Zeit, das Grau in Grau, die asketische Kargheit des Eremiten passen nicht recht zur Üppigkeit und Fülle im Erntemonat der Jungfrau, in welchem man den irdischen Überfluss feiert und für die Gaben der Erde dankt, Reichtümer anhäuft, sich beschenken lässt. Die astrologische Jungfrau gilt zwar als vorsichtig und übt sich in Tugenden wie Klugheit und Umsicht, sie kann sich naturgemäß zurückhalten, aber bei diesen Tugenden geht es auch um den sozialen Aspekt, die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Die Jungfrau ist Archetyp der rührigen Arbeitsbiene, die mit anderen (gemeinsam) wirkt, in der Gruppe aufgeht und deren Wohl dient. Vor allem steht sie dabei mit beiden Füßen fest auf irdischem Grund und meistert den Alltag, kümmert sich um die Details. (→ die 3 Dekane der Jungfrau in den kleinen Arkana heißen Umsicht, Gewinn und Reichtum). Als Personifikation der Zeit, als an deren Ende stehender, weiser, gealterter Mann würde die Symbolik des Eremiten zum Kardinalzeichen Steinbock passen, das an der Wintersonnenwende die Stunde 0 markiert. Zumindest hat der Eremit einen deutlichen Saturn-Einschlag, die Karte bringt alle Attribute des Saturn-Kronos als Repräsentant der Zeit mit, seine Sense und das Stundenglas, und auch seine Eigenschaft als alter, weiser, einsamer Wanderer, in dunkler Nacht seines Weges ziehend, deutet auf die Verbindung hin. [vgl. ErEMIT - engl. TIME]. Auch die Suche nach Erkenntnis und Erleuchtung des Eremiten passt zum Saturn, denn er symbolisiert auch (verborgenes) Wissen und Intelligenz.

Alter Mann, Old Man

Geras = Personifikation des Greisenalters
Geron, Name des Nereus, als alter bärtiger Mann
Senecta, -us, die griech. Personifikation des Greisenalters, eines der Wesen vor der Unterwelt, welche den Tod herbeiführen [vgl. sen-ior, sen-il, usw.]
Als Old One, der alte Mann, wurde das Sternbild Perseus im alten Babylon bezeichnet.

Der Eremit wird oft auch mit einer Leuchte dargestellt, als Suchender begibt er sich auf die Suche nach dem Licht, und damit der Wahrheit, die es ihm enthüllt. Die griechische Aletheia, Personifizierung der Wahrheit, wurde als Tochter des Saturnus (Chronos) gesehen, als Tochter der Zeit.

September

S e p t e m b e r
E g i d i u s drinck win und bitte die
Jungfrau Mari
Daz uns die h o h e    d e s    crutzes die scheyne (...)

(aus "Litteratur, Geschichte, Lieder Theil 3" - Frankfurtisches Archiv f. ältere deutsche Literatur und Geschichte)

Der Sept-ember, siebter Monat im altrömischen Kalender, markiert den Beginn des Herbstes. Der 14.9. galt früher in orthodoxen Kirchen als "Tag der Kreuzerhöhung", Exaltatio Crucis (damalige Herbst-Tag-und-Nachtgleiche). In Augsburg feiert man am 29.9. den St. Michaelstag mit Dult und Turamichele.

Tugend Auf den Weg zur Erleuchtung gehört der Glaube (Fide), eine der drei höheren Tugenden.
Symbole: Nach oben gerichtetes Kreuz, Stab (vertikal), Kelch. Lampe, Kerze. Hund.
Der Eremit repräsentiert im Tarot den Glauben als freiwillige Übung. Durch innere Einkehr und Ruhe, durch vollkommene innere Stille wird das Gewissen hörbar - die "innere Stimme". Dadurch entwickeln sich im Geist Gehorsam, Hingabe und bedingungslose Liebe (zu dem Göttlichen, auch in sich selbst), und vor allem Vertrauen. Dieser Glaube ist nicht zu verwechseln mit einem mechanisch hingemurmelten oder gar erzwungenen Glaubensbekenntnis, das auf intellektueller Überlegung beruht. Es sich bequem zu machen in einer Gruppe und sich deren Regeln blind zu unterwerfen, nichts selbst zu hinterfragen, wird gern mit "Glaube" etikettiert, aber das hat mit dieser Tugend nichts zu tun. Wahrer Glaube entsteht aus Gewissheit, durch persönliche Erfahrung. Das Wort Glauben kommt ursprünglich von ge-loben, was verdeutlicht, dass es sich dabei ursprünglich um einen Akt eigenen Willens, eine aktive Art des Denkens und Fühlens handelt.
Der Glaube oder die Läuterung gilt in der Mystik als die erste Stufe auf dem göttlichen Weg zum ewigen Leben (siehe auch "Der Tod").


Der Eremit Tarotdeutung

Weisheit, All-ein-sein, Innenschau, Ruhe. Inneres Licht. Stille. Selbstfindung, Selbstliebe.