Galaxis = Milchstraße

gr. "Galaxis", "gála" = "Milch", lat. Via, auch Bahn

Die Milchstraße erstreckt sich entlang eines Großkreises über den Himmel, auf dem galaktischen Äquator. Dabei ist sie unregelmäßig und durch zahlreiche Dunkelwolken und Emissionsnebel reich strukturiert. In der südlichen Hemisphäre ist sie heller und besser zu beobachten als in der nördlichen.

Die mittlere Ebene des Milchstraßensystems ist gegenüber dem Himmelsäquator um einen Winkel von etwa 63° gekippt. Die Milchstraße ist begrenzt auf ein Band von etwa 20° Breite, an ihrer breitesten Stelle, im Schützen, ist sie bis zu 30 ° breit. Das Zentrum des Milchstraßensystems liegt im Sternbild Schütze und ist hinter dunklen "Gaswolken" verborgen, sodass es im sichtbaren Licht nicht direkt beobachtet werden kann. Man hat dort eine starke Radioquelle entdeckt, bezeichnet als Sagittarius A* (Sgr A*), die aus einem sehr kleinen Gebiet strahlt. Die beiden Michstraßenpole liegen in Coma Berenices (Nordpol) und Cetus (Südpol)

In nördlichen Breiten beobachtet zeigen sich die Sternbilder auf dem Großkreis der Milchstraße so: Im Süden, wo die Milchstraße am breitesten ist, beginnend beim Sternbild Schütze geht es in nördlicher Richtung zum Adler und Schwan, dann folgt das auffällige "W" des Sternbilds Cassiopeia, es geht weiter hinter Perseus und dem auffälligen Orion mit seinen 3 Gürtelsternen, vorbei am Sirius und schließlich landen wir wieder im Süden im Sternbild Argo Navis (heute Puppis, Schiffsheck). Ab hier leuchtet die Milchstraße heller. Für uns unter dem Südhorizont verborgen liegen die Argo und ihr Ruderstern, der zweithellste Stern am Nachthimmel, Canopus. Ab dem Schiff ist das Band der Milchstraße durch eine enge, dunkle Gasse zweigeteilt, es folgt der Centaurus mit Crux, Kreuz des Südens, wo durch eine davorliegende "Staub- und Gaswolke" - den "Kohlensack" - sozusagen ein Stück Licht von ihr verschluckt wird, es folgen Ara und der Schwanz des Skorpions, womit diese Runde über die Milchstraße schließlich wieder beim Ausgangspunkt, dem Schützen, angelangt ist.

Häufige Bezeichnungen:
Weg, Bahn, Pfad der Seelen (path of souls), Brücke (bridge), Band, Saum, Gürtel (belt, girdle), Fluss (river), Mühlenweg.

Weg, Straße

Winterweg, Lichtweg, Mühlenweg, Vogelweg, Königsweg.
Vetrarbraut, Winterweg, Vintergatan, Frauen Hulden Strasse, vron Hilden straet, Brunelstraet
Watling Straße, altenglische "Watling Street"
Westfälisch: Mühlenweg
Finnisch: linnunrata (Vogelweg).
Ungarn: hadakuttya (via belli)
Isle of Man: Yn raad mooar Ree Goree. "The great road of King Oree". Der Sage nach fragte man den König, woher er gekommen sei, worauf er, auf die Milchstraße zeigend antwortete: "Das ist die Straße zu meinem Land"

Einer germanischen Sage zufolge erhielt die Milchstraße nach dem Gott des Lichtes, Heimdall, auch Iring genannt, den Namen Iringsstraße (nach Felix Dahn, Walhall - germanische Götter- und Heldensagen).

Pilgerweg: galaxias via sancti Jacobi, Jakobsweg, chemin de saint Jacques, camino de Santiago,
Türkisch: hadjiler juli (Weg der Pilger).

"In den Fremdsprachen gibt es weitere Benennungen der Milchstraße
Arabisch: tarik al thibn (via straminis),
Arabisch auch: derb ettübenin (Pfad der Heckerlingträger)
Syrisch: schevil tevno (via palae)
Neuhebräisch: netibat theben (semita palae)
Persisch: rah kah keshan (via stramen trahentis)
Coptisch: pimoit ende pitoh (via straminis)
Äthiopisch: hasare zamanegade (stipula viae)
Türkisch: saman ughrisi (paleam rapiens, laleae fur)
Armenisch: hartacol oder hartacogh (paleae fur)"

(nach Jacob Grimm - Dt. Mythologie, Fußnote auf Seite 296)

Ein verlassener Weg?

Es heißt, die Milchstraße sei eine frühere Bahn der Sonne, die aus irgendeinem Grund einmal ihre Richtung änderte. Darauf deuten Namen wie in Jütland hin: veirveien = wüste Straße oder bei den Indianern: Aschenweg

Eine Legende aus Siebenbürgen verweist auf einen alten Weltenbrand: Einst habe Gott, damit nicht alles verbrenne, eine Furche über den Himmel gezogen und darin das Feuer eingeschürt. Ab und an springt noch ein Funken aus der Glut und erlischt als Sternschnuppe am nächtlichen Firmament.

Der griechische Phaeton leiht den Sonnenwagen seines Vaters aus, versengt bei seinem Unfall einen "hellen" Streif am Himmel, die Milchstraße, und landet im Eridanus.

"Wir hatten von den Supplement-Vorstellungen gesprochen, die der Hörer oder Leser alter kosmologischer Termini automatisch ergänzen muss, z.B. dass man den 21.März zu ergänzen hat, wenn es heißt die Sonne steht in den Fischen. Man hat noch ein wenig mehr zu ergänzen, wenn es heißt, die Sonne stand in den Gemini. Nämlich, dass sie damals die Galaxis als Weg benutzte, und nicht nur das: auch die Planeten trieben sich zu der Zeit auf der, in der Galaxis herum. Die Milchstrasse ist ein verlassener Weg, eine verlassene Rennbahn, voller Fußspuren früherer Wanderer. Ein paar Beispiele (Mill 8-10): Herakles soll die Rinder des Geryon über die Milchstrasse getrieben haben - die Kiowa, Cheyenne und andere Prairie-Indianerstämme nennen die Milchstrasse "the dusty track along which the Buffalo and the Horse once ran a race across the sky", die Bafiote der Loango-Küste sagen, Sonne und Mond hätten hier vormals ein Wettrennen abgehalten. Arawak, Chiriguano und andere südamerikanische Stämme in Guyana halten es mit dem "Weg des Tapirs", oder dem Weg einer 'Tapir-Gottheit', die selbst unsichtbar ist, oder aber "the way of the true father of the Tapir" - der Tapir ist aber kein Geringerer als Quetzalcouatl, Herr der Golden-Age-City Tollan. (...)
Die Jakuten nennen die Milchstraße "Gottes Fußspuren"; sie sagen, Gott sei, als er die Welt schuf, auf diesem Wege über den Himmel gewandert, Noch häufiger wird sie "Schneeschuhspuren des Gottessohnes" genannt. Bei den Tungusen handelt es sich sogar um die Ski-Spuren des Bären - na, und die Holländer heissen die Milchstraße unter anderem 'Brunelstreet' (Bruns, Brun, der Braune, ist der Name des Bären..."

(aus: H. v. Dechend "Weltalter"6)

10 Ur-Sternbilder in der Milchstraße ?

[War die Milchstraße tatsächlich der verlassene Pfad, auf dem einst Sonne und Planeten wandelten, könnten auf ihr 10 Ur-Sternbilder liegen, darunter Schwan, Adler, Cepheus, Cassiopeia, Argo Navis, Ara, usw.]

Weg oder Brücke ins Jenseits

Schwan und Adler, die Sternbilder, die im Norden mitten auf der Milchstraße liegen (s.o.), sind oft Symbole für Begleiter der Seele nach ihrem Tod
Für viele der Amerikanischen Urvölker gilt die Milchstraße als die Brücke zum Jenseits.
Die Totenseelen der polynesischen Mangaia folgen zu den Solstitien gemeinsam der Sonne zu ihrer Urheimat, Alpha Geminorum.
Auch die Orphiker und Pythagoräer sahen die Milchstraße als den Weg der Toten zwischen den Inkarnationen.

Irokesen: Weg der Seelen.
Maya: Straße nach Xibalba, der Unterwelt
Slaven: Pfad oder Strasse, die zur anderen Welt führte, sowohl der Regenbogen (wie in gothischen Legenden) als auch die Milchstraße.

Brücke Bifröst

Um Bifröst.
þámælti Gangleri: "Hver er leið til himins af jörðu?"
("was ist das Geleit zum Himmel von der Erde?")
þá svarar Hárr ok hló við: "Eigi er nú fróðliga spurt. Er þér eigi sagt þat,
er goðin gerðu brú af jörðu til himins, er heitir Bifröst
Sie ist Götter-Erde Brücke von Erde zum Himmel, sie heißt Bifröst
(...)
Góð brú er Bifröst,
Gute Brücke ist Bifröst,
en enginn hlutr er sá í þessum heimi er sér megi treystast ...
da Feld Teil ist so auf diese Weise Welt ist einzelne Seite befestigt ...

(Gylfaginning, 13.)
Feste Brückenköpfe - die 2 Säulen
[Anm.: Die Brücke ist ein beliebtes Motiv in Schilderungen sogenannter Nahtod-Erfahrungen. → Tod und Auferstehung]

Fluss

Japan: Die Milchstraße ist ein Fluss, in dem die Götter sitzen und sich beratschlagen. Das helle Leuchten sind die weißen Flusskiesel (die man auch heute noch in Flüssen Japans findet)

Ägypten: Der himmlische Nil. Indien: Ganges. So wie in fast jeder Kultur der Name des jeweils größten und wichtigsten Flusses.

Milch

Milchstraße, via lactea,


Ägyptische Nut

"Diese Annahme, Nut sei die Milchstraße - praeciser, der Aquinoktialkolur des von Saturn regierten Gemini-Alters - wird gestützt durch eine typische Weltaltergeschichte, die im Grab Sethi's I. aufgezeichnet ist. Die Menschen werden, wieder einmal, vermessen und trachten Böses, und Re beschließt in Pension zu gehen, nachdem er die Menschheit durch Hathor hat vernichten lassen (Hathor = Haus des Horus). Shu soll in Zukunft der Erde als Auge seines Vaters dienen, Nut aber wird in eine Kuh verwandelt und geheißen, Ra auf ihrem Rücken zu tragen. Gemini war ein "menschliches" Zeitalter, und die Ägypter haben es nicht vergessen. Die Inder hingegen können sich nicht darüber einigen ob die hochberühmte Kuh Surabhi das Milchmeer producierte, das späterhin gebuttert wurde, oder ob die Kuh Surabhi die erste war, die "aufging", als die Asura und die Deva das Milchmeer quirlten."

(aus: H. v. Dechend "Weltalter"6)

[Kuh Surabi - vgl. nordische Himmelskuh Audhumla]
Niederländisch: Melkweg
Ostfriesisch: Melkpath

Der griechische Hermes wurde von Zeus mit der Nymphe Maia geboren. Zeus' Gattin Hera stillte Hermes, bis sie den Betrug merkte und ihn von sich stiess. Dabei verspritzte die Muttermilch, die heute als Band der Milchstraße am Nachthimmel zu sehen ist.

Schloss

Wales: Caer Wydion, caer Gwydion (Castle of Gwydion)

Reif, Naht

Theophrast bezeichnete die Milchstraße als Reif, mit dem die Hemisphären des Himmels zusammengechmiedet sind.

[China:] "Als Folge von Kong Kongs Untat gab es eine große Flut, die Nü Kua aber reparierte den Schaden, indem sie die 5 Juwelen zusammenschmolz. Nun, das Produkt von Nü Küa's Reparatur dürfte die Milchstraße sein, die auch anderweitig als 'Naht' bezeichnet wird, oder als Compages von Theophrast bei Macrobius (Ad S.S.1.15.4). Eine mythische Person der Buryaten berichtet über die Galaxis und prahlt:"Vor langer, langer Zeit, als ich noch jung war, nähte ich die Himmel zusammen""

(aus: H. v. Dechend "Weltalter"6)



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